Nachdem unser Vereinsmitglied Willi zunächst seine Lizenz zum Gleitschirmfliegen erworben hat begann er 2017 im LSVH mit der Ausbildung zum Segelflieger.  Im folgenden Text erzählt er seine Geschichte und berichtet von seinem bisherigen High Light, dem Flug in den Alpen.

In jüngeren Jahren.

Sehnsucht

Nach meiner Erinnerung an den letzten Segelflug im Sommer 83. Nach langem fliegerischen Dornröschenschlaf beschloss ich es noch mal zu wagen.

 Das erste Vergleichfliegen. Lange her.

Zunächst mit Gleitschirm

Also begab ich mich im Sommer 2015 kurzerhand zum Berg der Flieger und stürzte mich dort hinab. Anstrengend war´s; die Landungen mitunter schmerzhaft. Ich gab Gas und hielt nach der A- auch die zum Gleitschirm-Streckenflugberechtigende B-Lizenz nach kurzer Zeit in Händen. Ab in die Alpen! Eigentlich unbeschreiblich das Fliegen am Fels. Phantastisch das Emporschießen des Schirmsin in den anabatischen Hangaufwinden Sloweniens, Kroatiens und den italienischen Alpen. Und unvergleichlich das Aufdrehen mit dem “Kannibalen”, einem im Socatal jagenden Adler, dessen Krallen schon so manches Obersegel perforierten. Leider nur ein kurzes Vergnügen, da er mich in der Thermik locker abhängte.

Wieder zum Segelflug

Ende 2016 dann der Gang zum Fliegerarzt und Anfang 2017 die Aufnahme in den Luftsportverein Hünsborn. Vierunddreißig Flüge später der zweite “erste Alleinflug” und am 2. November die Prüfung auf der Wasserkuppe, zu der mich, Mut machend, netterweise mein Fluglehrer Arne Buch, begleitete.

Schon höher !
Brodeln in der Atmosphäre.

Und dann in die Alpen

Anfang Mai: Dieter, Harry, Jürgen, Reinhard und Tobias nehmen mich unter ihre Fittiche.

 Unser Ziel: Zell am See, im Herzen des Pinzgau gelegen und unter Segelfliegern bekannt wegen des gleichnamigen “Spaziergangs”, der sich vom Hausberg, der Schmittenhöhe über den Schattberg, vorbei an Zwölferkofel, Pass Thurn mit dem Jochberg, dem hochgewölbten Wildkogel nördlich der Krimmler Wasserfälle bis zum Durlaßboden östlich des Zillertals hinzieht.

Südlich, auf der anderen Seite der Salzacher-Talfurche gelegen, die Zentralalpen: das weithin sichtbare Kitzsteinhorn, der 3798m hohe Großglockner und weiter im Westen der eisige Großvenediger.

Der Spaziergang: eine 70km lange Rennstrecke.

Die Gegend in derDraufsicht. Super Orographie, wie die Talwindkarte der gleitschirmfliegenden Freunde zeigt. Das Hitzetief über den Alpen macht`s möglich. Und, klar zuerkennen, die ost-westliche Ausrichtung der Salzach.
“Unser”Flugplatz inmitten des breiten Salzachtals am Rand eines allerdings recht hässlichen Industriegebietes. Im Hintergrund links, am Fuß des Kitzsteinhorns, Kaprun und links der Bildmitte, im satten Grün die nur 300m kurze, geschorene Landewiese der Segelflieger.

Mit den Flugzeugen Twin II, Mini Nimbus und einer DG800B sind genügend Flugzeuge für die acht fliegbaren Tage vorhanden.

Eine gute Ausbeute! Offenbar erwischen wir eine Schönwetterphase. Beschaulich, ja geradezu familiär, geht`s zu am Zeller Flugplatz. Kein Stress am Start. Die F-Schlepps zum Hausberg, der Schmittenhöhe dauern jeweils eine Viertelstunde und mehr als 10 startbereite Segelflugzeugehab ich nicht gezählt. Man sollte allerdings vor Mittag in der Luft sein.

Auch Schlepppiloten machen Siesta! Dumm gelaufen, wenn die Cumuli dann wie festgenagelt über denBergspitzen stehen. Da wir eine der Hallen zum Unterstellen der aufgerüsteten Maschinen nutzen dürfen, haben wir mit dem Frühstück keine Eile. Ab 10 Uhr geht’s los. Eine Winde gibt`s nicht und so wird man denn hinter einer Morane, oder, gemächlicher aber genauso teuer, mit der Diamond HK36 in die Luft befördert. 50 € pro 1000m sind kein Pappenstiel. Das läppert sich, muss man doch bis über den Schmitten satte 1500 Höhenmeter überwinden.

Die Piloten: Reinhard mit Thermikhut, im Twin der bestens gelaunte Harry mit seiner Renate und rechts im Profil Dieter,Ex-Fluglehrer und Pinzgaukenner.

Der Spaziergang

Die kleinen blauen Wölkchen in der Talwindkarte vermitteln einen nur unvollständigen Eindruck von den zahlreichen über den runden Grauwackerücken der Kitzbühler Alpenstehenden Bärten. Thermik satt. Und so kann man, wie Tobias meinte, von Wolkezu Wolke geradeaus fliegend und ohne einen einzigen Kreis den Gerloßpaß erreichen; wenn man denn die Ideallinie findet; was so einfach gar nicht ist.

Mit Tempo 180 geht`s bei einem Steigen von 5m/s rasant voran und man muss aufpassen, nicht von den Wolken gefressen zu werden. Wenn man diesen ausweichend und die Fahrt in Höhe umsetzend in deren Luv weiterkurbelt, fliegt man irgendwann auf Wolke Sieben.

Noch niedrig, über der Salzach.
Dieter zeigt mir die Kitzbüheler Alpen. Links voraus, mittig neben dem Kabinenrahmen, die Schmittenhöhe.

Abstecher ins Hochgebirge

Spannender, weil alpiner, geht’s südlich der Salzach zu. Der eigens für Segelflieger eingerichtete Flugsektor über den Hohen Tauern erlaubt ausgedehnte Hochgebirgsflüge. Tobias war so nett und nahm mich mit auf die Reise.

Nah am Berg: Wasserfall- und Moserboden am Fuße desKitzsteinhorns. Die 36 Euro, die PKW- Fahrer für die Großglockner-Hochalpenstraße berappen müssen, haben wir gespart.
Das Kitzsteinhorn mit Sommerskigebiet. Wir fliegen auf 3000m MSL. Weiter links das allmählich ins Blickfeld geratende Große Wiesbachhorn.

Den weiteren Flugweg Richtung Bischofshofen versperrt eine Regenfront. Über Saalfelden allerdings scheint noch die Sonne und das Mitterhorn strahlt uns an. An dessen östlicher Rippe steht der letzte Superbart dieses Tages. Stetig steigend öffnet sich ein faszinierender Blick aufs SteinerneMeer, das seinem Namen alle Ehre macht. Und weiter im Norden, etwa in Bildmitte, wolkenverhangen der Königssee

Endanflug

Im Endanflug, erwischt uns doch noch schlechtes Wetter. Nie zuvor habe ich einen Regenbogenüberflogen. Das Foto gelingt über Saalfelden, kurz vor Querung des Zeller Sees.

Wenig später dann der krönende Abschluss. Auffrischender Nordwind schiebt uns über den See gegen die Almen des 2470m hohen Imbachhorns. Aufachternd steigen wir bis in den Gipfelbereich dieser Bergpyramide und landen schließlich nach einer weiteren Stunde mit der untergehenden Sonne gerade rechtzeitig vor dem nächsten Regenguss.

Die Almen des 2470m hohen Imbachhorns.

Abschied

Die Abfahrt am letzten Morgen erfolgt bei bestem Wetter.

Wir entscheiden, das Abenteuer im Mai kommenden Jahres  fortzusetzen. Dann vielleicht mit unserem neuen Arcus in Richtung Stratosphäre.

Abfahrt bei schönstem Wetter.